Porträt einer Kämpferin: Zoila Lagla

Eugénie Keller
,

Während meines Volontär-Einsatzes durfte ich etwa einen Viertel der 200 Patenschaftsfamilien der Stiftung Sembrar Esperanza in ihrem Zuhause besuchen.

Alle haben mich betroffen gemacht, berührt und aufgerüttelt. Ein Fall, der mir jedoch wirklich sehr nahe gegangen ist, ist jener der Familie Lagla. Ich habe Zoila Lagla (37), Mutter von sieben Kindern, im «Ernährungs-Club»  kennengelernt. Sie leidet unter Diabetes und kam jedes Mal pünktlich und gewissenhaft mit ihrer Tochter Daniela (Patenkind der Stiftung) vorbei. Die Gespräche und die Ernährungsinformationen haben sie angesprochen. Vor allem hat ihr gefallen, dass wir zusammen gelacht haben und sie etwas Unbeschwertheit erleben durfte.

Unbeschwertheit ist für Frau Lagla nicht selbstverständlich: Ihr erstes Kind hat sie mit 14 Jahren zur Welt gebracht, als Folge einer Vergewaltigung. Keines ihrer sieben Kinder wird von deren Vätern anerkannt. Die Familie lebt in einem Haus ohne Strom mit einem Einkommen deutlich unter dem gesetzlichen Mindestlohn. Hinzu kommt, dass ihr jüngster Sohn, Luis (15), schwerstbehindert ist.

Zoila

Zoila Lagla (hält Luis), Patenkind Daniela, Zivildienstleistender Thierry Bossy

Luis leidet an Asphyxie, einer starken Schädigung des Zentralnervensystems aufgrund Sauerstoffmangels bei der Geburt. Seine Behinderung ist gravierend: Geistig zu 97% beeinträchtigt, kann er weder sprechen, essen, greifen, noch gehen. Psychisch ist er sehr unausgeglichen. Seine Tage verbringt er vegetierend auf dem Bett in einem dunklen Zimmer. Unterstützende Therapien, wie z.B. Physiotherapie gegen Muskelschwund, müssten von den Betroffenen selbst bezahlt werden - Kosten, die sich die Familie unmöglich leisten kann. Luis’ Rollstuhl, von einer Stiftung ausgeliehen, ist seit über zwei Jahren defekt. Frau Lagla wartet seit dieser Zeit auf einen Ersatz. Die zierliche Frau von 145 cm Körpergrösse trägt ihren Sohn in der Zwischenzeit auf dem Rücken, was ihr zunehmend Rückenschmerzen verursacht.

Die Pflege von Luis verunmöglicht es Zoila Lagla, einer geregelten Arbeit nachzugehen, auch wenn die ganze Familie bei seiner Betreuung mithilft. So ist die Familie Lagla zwingend auf externe finanzielle Unterstützung angewiesen, um einigermassen über die Runden zu kommen. Sie wird durch eine Institution monatlich mit USD 240 für Luis unterstützt. Von diesem Geld und der SEMBRES-Patenschaft von USD 35 pro Monat lebt die ganze Familie und zahlt Miete, Essen und alle anderen Auslagen (zum Vergleich: der gesetzliche Mindestlohn in Ecuador beträgt aktuell USD 425 pro Monat – für eine Person).

Trotz aller schwierigen Umstände lässt sich Zoila Lagla nicht entmutigen: Vor Kurzem hat sie bei der Fundacion SEMBRES einen Mikrokredit für den Aufbau eines Fisch-Verkaufsstandes beantragt. Jeden zweiten Freitag stellt sie mit einem der älteren Söhne ihren Verkaufsstand auf, und arbeitet weiter an einer besseren Zukunft für sich und ihre Familie.

Ihr Beitrag

Sie möchten der Familie Lagla oder ähnlichen Fällen helfen? Unterstützen Sie uns mit einer Patenschaft oder einer Spende für den «Fondo emergencia» oder das Mikrokredit-Projekt.