«Club Nutrición» – wie ernähren sich Patenschaftsfamilien?
Bei meinen Sozialhilfe-Besuchen bei den Patenschaftsfamilien hatte ich nicht nur Einsicht in deren Leben, sondern auch in ihren Speiseplan: Oft enthält dieser Weissbrot, Süsses, Frittiertes und Softdrinks im Übermass. Diese günstige, aber einseitige Ernährung führt unter anderem dazu, dass viele Mitglieder von Patenfamilien bereits mit 40 Jahren an Diabetes, Übergewicht und weiteren Krankheiten leiden.
Als ausgebildete Ernährungscoach beschloss ich, dieses Problem anzugehen und machte der Stiftung SEMBRES den Vorschlag, einen «Ernährungs-Club» zu gründen. Silvana, die Sozialarbeiterin der Stiftung, war begeistert von dieser Idee und somit haben wird gleich bei der nächsten Gelegenheit, der Jahresversammlung der Patenschaftsfamilien, den neuen Club angekündigt.
Jahresversammlung der Patenschaftsfamilien: Die Idee wird verkündet.
Bald darauf fand der erste Club statt, organisiert über einen Whatsapp-Chat. Der Anlass würde wöchentlich jeweils am Dienstagnachmittag für zwei Stunden stattfinden. Als Erstes auf dem Programm: 20 Minuten Bewegung mit Musik, z.B. Tanzen. Diese Aktion soll die Wichtigkeit von Bewegung im Zusammenhang mit Ernährung verdeutlichen. Dann trinken wir vom selbstgemachten ungezuckerten Tee. Anschliessend geht es um das Thema Ernährung in allen Facetten: Ernährungspyramide, optimale Zusammensetzung eines Tellergerichts, entzündungshemmende Ernährung… - oft begleitet von informativen Videos. Ein sehr wichtiger Teil des «Clubs» ist zudem der Austausch untereinander.
Der «Club Nutrición» startete mit wenigen Mitgliedern. Nicht alle angemeldeten Teilnehmenden erschienen jedes Mal, doch mit jedem Treffen verstärkte sich der Zusammenhalt einer kleinen motivierte Gruppe. Interessanterweise waren nicht viele an Übergewicht Leidende dabei, sondern eher solche mit Diabetes oder Pre-Diabetes. Auch Mütter, die um ihre Kinder besorgt sind, nahmen regelmässig teil.
Typische Küche einer Patenschaftsfamilie - es wird viel frittiert.
Silvana unterstützte den Club tatkräftig, half bei sprachlichen Hürden und war eine kritische Beobachterin. Oft hatte ich mit Teilnehmerinnen in einer oder beiden Richtungen Verständnisschwierigkeiten – in solchen Fällen konnte Silvana gekonnt Brücken schlagen. Die regelmässigen Treffen und Gespräche im Club führten dazu, dass die Teilnehmerinnen ihre anfängliche Zurückhaltung ablegten und offener wurden.
Für die Teilnehmerinnen war es eine neue Erfahrung, öffentlich über sich zu sprechen und sich für sich selbst Zeit zu nehmen. Ich spürte, dass einige wirklich eine Veränderung ihrer schwierigen Situation anstreben. Zwei Teilnehmerinnen, die jede Woche von weit her anreisten, verrieten mir, dass dieser Club das Einzige sei, dass sie hätten, das für sie selbst sei!
So zeigte sich, dass der «Club Nutrición» nicht nur für die körperliche Gesundheit der Patenschaftsfamilien positive Auswirkungen hat, sondern auch zur psychischen Gesundheit beiträgt.
Nach meiner Abreise wird der Club von Silvana auf monatlicher Basis weitergeführt; sie wird dabei aber wohl bis auf Weiteres auf die Unterstützung von VolontärInnen und/oder Zivildienstleistenden angewiesen sein.