Samichlaustag? Nein, Fiestas de Quito!
Die "Fiestas de Quito" gehören zu den wichtigsten Traditionen in ganz Ecuador und sind eine der grössten jährlichen Veranstaltungen in Quito. Sie finden seit 1959 jedes Jahr statt, um die Gründung der Stadt zu feiern und die quiteñische Identität zu stärken.
Ein Fest für die ganze Stadt
Die Eröffnung der verschiedenen Aktivitäten beginnt Ende November und endet am 6. Dezember mit einem grossen Feuerwerk, da dieser Tag seit 1534 als Gründungsdatum der Stadt Quito gilt.
Die "Fiestas de Quito“ bestehen aus einer Reihe von Musikveranstaltungen, Strassenfesten, Flamenco-Tänzen und Paraden durch das historische Zentrum. Auf der „Plaza de Toros“ finden Stierkämpfe statt, es werden wichtige gastronomische Messen abgehalten und gefeiert wird mit Live-Musik und auf Ausfahrten mit farbenfrohen "Chivas" (offene Partybusse). Ausserdem wird auf der „Plaza de San Francisco“ traditionell eine Rede vom Bürgermeister und Präsidenten vor den Bürgern gehalten, die „Virgen del Panecillo“ (Wahrzeichen von Quito) wird zum Festtag mit festlichen Farben beleuchtet und Museen erweitern ihre Öffnungszeiten, so dass Besucher mehr über die Geschichte von Quito erfahren können. Das Musikhaus (Casa de Música) beherbergt nationale Orchester und „La Ronda“, eines der beliebtesten Viertel in der Innenstadt von Quito, bietet Bars und Clubs für diejenigen, die feiern möchten. So laufen auch so gut wie alle Unternehmen am 5. Dezember auf Sparflamme, wenn jede/r ausgeht, um zu feiern.
Eine "Chiva" unterwegs in der Innenstadt von Quito.
Für den gesamten Zeitraum der Feierlichkeiten wird eine „Reina de Quito“ (Königin Quitos) gewählt mit dem Ziel, Spenden für die ärmsten Viertel der Stadt zu sammeln. Dank dieser Tradition wurde 1985 eine Stiftung namens „Reina de Quito“ gegründet, die sich dafür einsetzt, Frauen zu stärken. Die Organisation bekämpft ausserdem durch Werbekampagnen Gewalt gegen Frauen und Cybermobbing. Nach der Krönung der Königin findet die offizielle Eröffnung der "Fiestas de Quito" statt.
Feiern in Pomasqui
In Pomasqui fallen die Feierlichkeiten im Vergleich zum Stadtzentrum Quitos eher bescheiden aus. Jedoch studieren die Schulen schon Wochen im Voraus einen „Trommelmarsch“ ein und in den SEMBRES-Kindergärten wird getanzt, gesungen, sich verkleidet und typisches Essen für Quito gegessen. Dazu zählen zum Beispiel Gerichte wie "locro de papa" (cremige Kartoffelsuppe), „fritada" (gebratenes Schweinefleisch) und "llapingachos" (Kartoffelpuffer, serviert mit Erdnusssauce, Zwiebelsalat und Spiegeleiern).
Die Kindergartenkinder kommen traditionellerweise in Kleid und Anzug zur Feier.
Ausserhalb der Kindergärten kann man auch häufig mit dem traditionellen Andengetränk "canelazo" (ein heisses Getränk aus Fruchtsaft, Rum und Zimt) anstossen.
Ein Anlass mit Geschichte
Schaut man sich die Gründungsgeschichte Quitos genauer an, fällt auf, dass die Stadt schon im Inkareich bedeutsam war und nach der Zerstörung von Tomebamba durch einen Bürgerkrieg sogar zur zweiten Hauptstadt ernannt wurde. Zeitgleich mit dem Machtkampf zwischen den Brüdern Atahualpa und Huascar, die den Bürgerkrieg auslösten, trafen die Spanier in Ecuador ein. Atahualpa wurde 1533 von den Spaniern unter Francisco Pizarro (voller Name: San Francisco de Quito) gefangen genommen und getötet. Das Gerücht, der Schatz von Atahualpa sei in Quito versteckt, löste die spanische Eroberung der nördlichen Anden aus. Aus diesem Grund wurden zwei Suchexpeditionen gestartet; eine wurde von Pedro de Alvarado von den westlichen Gebirgsketten ausgehend angeführt und die andere von Sebastián de Benalcázar aus dem Süden.
¡Qué viva Quito!
Sebastián de Benalcázar traf als Erster ein und gründete am 6. Dezember 1534 neben den östlichen Hängen des Vulkans Pichincha die Stadt „San Francisco de Quito“. Wenige Tage zuvor setzte jedoch General Inca Rumiñahui die Stadt in Brand, damit die Spanier bei ihrer Ankunft nichts mehr vorfinden sollten. Somit wurde Quito inmitten der Asche mit rund 200 Einwohnern gegründet, Grenzen festgelegt, das Rathaus errichtet, Grundstücke verteilt und schließlich die Gemeindeflächen abgegrenzt. Somit gilt die Stadt ab dem 6. Dezember 1534 von San Francisco de Quito erobert und ab diesem Zeitpunkt als gegründet.
Derzeit ist San Francisco de Quito das politische Zentrum und die Hauptstadt Ecuadors sowie der Provinz Pichincha. Ausserdem ist Quito die zweitgrösste und bevölkerungsreichste Stadt des Landes und ein Weltkulturerbe der UNESCO.
So kann man trotz der absurden Tatsache, dass in gewisser Weise die Eroberung Quitos gefeiert wird, sagen, dass die „Fiestas de Quito“ auf jeden Fall eine tolle Erfahrung sind und Dezember eine der besten Zeiten ist, um Quito zu besuchen und diese schöne Stadt zu besichtigen. Denn der Gründertag von Quito ist erst der Beginn eines Monats voller Feierlichkeiten, zu denen auch Weihnachten und Neujahr gehören.