Reisebericht: Drei unbekannte Orte in Ecuador
Mindo: Naturparadies und Reise an die Küste
Das Naturparadies Mindo hält, was es verspricht. Obwohl wir frühmorgens unterwegs waren, fiel es uns ohne Guide jedoch nicht leicht, die Vögel in den Wipfeln zu erblicken. Hingegen war bereits ihr Konzert hörenswert. Dank unserer Geduld fanden wir schliesslich einen Tukan und ein paar Kolibris. Ein gemütliches Café mit Futterstelle vereinfachte uns die Aufgabe, die Kolibris aus der Nähe zu beobachten.
Ebenfalls in Mindo wurden wir Zeuge einer spektakulären Geburt eines blauen Schmetterlings. In wenigen Minuten schlüpfte er, musste die Flügel entfalten, sich gleichzeitig an der Verpuppungsstelle festhalten und sich zum Trocknen der Flügel ruhig verhalten, bevor der erste Flug anstand.
Mindo: Geburt eines Schmetterlings.
Flügel würde man sich wünschen, um sich in Ecuador zu bewegen. Doch die weite Busfahrt an die Küste blieb mir nicht erspart. Für Unterhaltung sorgten die Filme (immer ein Actionstreifen, mehrmals mit Jackie Chan in der Hauptrolle…), der Blick nach aussen, der beispielsweise auf vier Jugendliche auf nur einem Mofa traf. Zwischendurch kommt man sich vor wie auf einer Kaffeefahrtreise. Immer wieder steigen Verkäuferinnen und Verkäufer hinzu, welche ihre Projekte vorführen und anpreisen. Die Zwischenstationen in den Busbahnhöfen sind ebenfalls ein Erlebnis wert. Einerseits schreien die Angestellten aus ihren Kabäuschen lautstark, um potenzielle Kunden für ihr Busunternehmen zu gewinnen. Andererseits wird bei der Toilette darauf aufmerksam gemacht, wie man sich die Hände waschen soll. Innert drei Tagen suchte ich diese zwei Mal auf, ohne je fliessendes Wasser dort aufzufinden…
Canoa: Alte Bekannte und eine kleine Schildkröte
Spätabends angekommen in Canoa wurde ich erst beim dritten Anlauf in einem Hotel fündig. Die Ecuadorianerin an der Reception wies mich darauf hin, dass der Besitzer ein Schweizer sei - tatsächlich kein Einzelfall. Am folgenden Tag sah ich sie im Videocall-Gespräch mit ihrem Schweizer Ehemann. Zufällig erhaschte ich sein Bild und blieb sprachlos stehen. Vor 16 Jahren hatte ich mit ihm in Saanenmöser ein Skilager geleitet und seither aus den Augen verloren. Die Welt ist wirklich sehr klein!
Am Strand Canoas kann man sich bestens mit Bodyboarding oder Surfen vergnügen, lange Spaziergänge entlang des Pazifiks unternehmen oder sich an den kleinen und grossen Tieren erfreuen. So stapfte zum Beispiel ein Schildkrötlein tapfer in Richtung Wellen, liess sich durch das Zurückspülen nicht entmutigen und rührte mich zutiefst.
Canoa: Eindrückliche kleine Schildkröte.
Mompiche: Schwarzer Sand und Vogeldreck
Als ich schliesslich in Mompiche ausstieg, staunte ich nicht schlecht, dass hier die Pandemie praktisch vergessen geht. Keine Masken sind zu sehen, im Gegensatz zu Pomasqui/Quito, wo sogar die Kinder in den Kindergärten eine tragen. Auf den ersten Blick schien das Fischerdorf wenig attraktiv. Je länger ich aber dortblieb, desto sympathischer wurden mir die Leute und die Momente am Strand. Zu letzteren gehörte auch die Playa Negra, welche schwarze Spuren hinterliess. So richtig angekommen fühlte ich mich, als mich jemand nach dem Weg nach Pedernales ausfragte. An der Bar hörte ich spannende Geschichten von Menschen, beispielsweise wollte eine Frau nur ein Wochenende in Mompiche verbringen, geblieben ist sie nun bereits für zwölf Jahre!
Mompiche: Playa Negra, der schwarze Strand.
Den Höhepunkt meiner Reise stellten aber die zwei Ausflüge mit einem Fischerboot dar. Llover und Angel weihten mich in die Geheimnisse des Fischfangs ein, zogen routiniert und rhythmisch während einer Stunde ihr Netz ein und freuten sich diebisch, wenn mich eine Möwe mit… na, man kann sich den Rest denken... erwischte. Meine Freude an den zahlreichen Tierfotos liess ich mir dadurch nicht verderben. Und meine Freunde trösteten mich mit den Worten, dass dieses kurzfristige Pech in Ecuador viel künftiges Glück bedeute.
Mompiche: Fischen für Einsteiger.
Zufrieden kehrte ich nach dieser Reise an drei bisher unbekannte Orte zurück. Dieses wunderbare Land wird mir nie langweilig werden und ich bin sicher, dass ich nächstes Mal wieder spannende Orte und Leute antreffen werde!