Eine erstaunte Kassierin, viel Logistik und 150 dankbare Familien
Schwer beladene Einkaufswägen.
Doch von Anfang an: Seit August 2022 führt Angelos Nikolaides sein freiwilliges soziales Jahr bei SEMBRES durch. Er unterstützt die Stiftung bei den verschiedensten Aktivitäten. So kocht er jeweils einen Tag in beiden Kindergärten, sortiert in der Recyclingstation kräftig mit und unterstützt die Umweltabteilung im Thema Umweltbildung.
Doch in der Vorweihnachtszeit setzte der 19-Jährige seine Zeit hauptsächlich für ein Projekt ein, welches er zusammen mit den Sozialarbeiterinnen Saskia und Silvana ins Leben gerufen hatte. Ende November startete er in seinen Kirchengemeinden Stuhr und Varrel in der Nähe von Bremen einen Spendenaufruf, um für die bedürftigsten Patenschaftsfamilien in der Region Pomasqui Essenspakete zu finanzieren.
Als Auslöser für sein Engagement beschreibt Angelos den Besuch einer Familie mit einem erschütternden Schicksal. Bei diesem Treffen erzählte eine noch junge Frau, dass ihr Vater als Alkoholiker starb, worauf sich ihre Mutter entschied, sie und ihre acht Geschwister zu verlassen. Die Kinder blieben in einem schlechten finanziellen und psychologischen Zustand zurück. Nun musste sie als Älteste die Rolle der Mutter für ihre Geschwister übernehmen. Sie leben zusammen in einem Keller und wissen meistens nicht, wie sie die Kosten für die Schule oder auch nur die Lebensmittel für die kommenden Tage finanzieren können.
Aufgrund der sehr grosszügigen Reaktion auf Angelos’ Aufruf waren am 8. Dezember bereits USD 1000 gespendet worden. Der Freiwillige erstellte daraufhin eine Liste mit Grundnahrungsmitteln, die gesund und möglichst lange ohne Kühlung haltbar sind. Während die Spenden vorbereitet wurden, erstellten Saskia und Silvana einen Plan, in welcher Reihenfolge die Familien besucht werden sollten. Da die Familien in Pomasqui und San Antonio verteilt leben, war es eine nicht zu unterschätzende logistische Aufgabe, die Essenspakete möglichst effizient zu verteilen.
So machte sich der Pick-Up am 15. Dezember auf, die ersten 25 Essenspakete zu verteilen. Der erste Halt war in der Berggemeinde Uyachul, wo auf einen Schlag 12 Spenden in Form der mit Lebensmittel gefüllten Kartonkisten übergeben werden konnten. Darauf klapperten wir ein Haus nach dem anderen ab, manchmal mit mehr, manchmal mit weniger Glück, jemanden zu Hause anzutreffen. Bei jeder Übergabe spürte man die Freude und die Dankbarkeit, welche die Patenschaftsfamilien uns und vor allem den Spenderinnen und Spendern entgegenbrachten.
Freude und Dankbarkeit bei der Spendenübergabe.
Bereits einige Tage später waren weitere USD 1000 auf dem Bankkonto eingegangen, was bedeutete, dass Angelos weiteren 50 Familien in der Weihnachtszeit etwas Gutes tun konnte. Um aber nicht nochmals mühselig im Supermarkt 50 Einheiten jedes Produktes abzählen zu müssen, wurden uns in Absprache mit dem Filialleiter die Lebensmittel direkt aus dem Lager auf und in das Auto geladen.
Nachdem bei den ersten Übergaben immer noch ein kurzer Smalltalk mit den Familien geführt wurde, mussten wir aufgrund der riesigen zu verteilenden Menge immer mehr davon absehen. Mehr als Klingeln, Übergabe, Foto schiessen und ein-zwei Worte wechseln lag leider nicht mehr drin. Doch je näher Weihnachten rückte, desto klarer wurde, dass wir es nicht schaffen würden, alle Spenden bis zum Fest zu übergeben. Denn es waren mittlerweile sogar nochmals USD 1000 auf Angelos' Spendenkonto eingegangen!
"Grossübergabe" auf dem Stiftungsgelände.
Mittlerweile war das neue Jahr bereits angebrochen – eine Zeit, in der die Stiftung Sembrar Esperanza jeweils Informationsanlässe für alle Patenschaftsfamilien durchführt. So organisierten Saskia und Silvana die Übergabe der Essenspakete auf dem Stiftungsgelände. Am 26. Januar konnten auf einen Schlag die letzten 45 Spenden übergeben werden und ein weiteres Mal strahlten die Patenschaftsfamilien mit Angelos um die Wette.
Mit seinem Engagement konnte Angelos insgesamt 150 Familien die Weihnachtszeit erleichtern – eine wirklich eindrückliche Aktion!