"Bitte Abfall aus dem Fenster werfen"
Dies zeigt deutlich, dass der Umgang mit Abfall in der Hauptstadt Ecuadors für lange Zeit alles andere als nachhaltig war. Die neuen Schilder weisen die Passagiere darauf hin, den Abfall nicht über das Busfenster zu entsorgen. Doch die jahrzehntelange Abfallgleichgültigkeit lässt sich nicht von einem auf den anderen Tag ändern.
Mit dem Projekt der Umweltbildung, welches von der Ingenieurin Maritza Chiluisa geleitet wird, versucht die Stiftung SEMBRES den Wert des Schutzes unserer Umwelt zu vermitteln. Leider kommen zurzeit nur selten Schulen zu Besuch, doch erfreulicherweise fuhren anfangs Februar zwei Busse mit Schülern aus dem Colegio Tomas Moro in Pomasqui vor.
Die rund 60 Jugendlichen wurden in Gruppen aufgeteilt und begannen ihre Führung. Zu Beginn des Rundgangs durch den Umweltpfad war die Motivation bei den meisten Schülern jedoch noch alles andere als gross. Wir blickten in viele lange Gesichter, die sich entweder mit Klassenkameraden unterhielten oder mit Airpods-Kopfhörern von der Umwelt abkoppelten.
Die Motivation der Besucher hält sich am Anfang der Führung noch in Grenzen.
Trotz alledem holten die Gruppenführer die Jugendlichen mit viel Enthusiasmus und einem guten Gespür für interessante Fakten ab und erklärten auf den ersten Metern des Pfades die Flora und Fauna, welche sich in der Region der Stiftung findet. Zum Erstaunen vieler ist Pomasqui weitaus regenarmer und dadurch trockener als Quito, welches nur 20 Minuten südlich liegt. Im Garten «Mis Frutales» wurde den Schülern gezeigt, welche Pflanzen in diesem Klima besser und schlechter wachsen. Anhand der angeschriebenen Reifen konnten die Jugendlichen den Namen identifizieren und die Gruppenführer erklärten, ob man die Früchte der Pflanzen essen oder die Blätter zu medizinischen Zwecken verwenden kann.
Der Kompostgeruch behagt nicht allen.
Nach gut 20 Minuten erreichten wir die Kompostier-Zone des Recyclingzentrums. Dieses Konzept der Abfallverarbeitung war für die meisten Schüler neu, was sich unter anderem an einigen zugehaltenen Nasen bemerkbar machte. Schritt für Schritt zeigten die Guides auf, wie die organischen Abfälle mit dem Lastwagen abgeholt, danach in die Becken gelehrt und anschliessend für gut sechs Monate sich selbst überlassen werden, bis frische Erde entsteht.
Anpacken beim Kompostverkleinern.
Um die Jugendlichen nach den vielen Informationen zu aktivieren, durften sie nun selbst Hand anlegen, indem sie einen riesigen Haufen frischer Kompostiererde mittels eines groben Siebes verkleinerten. Voller Elan griffen sie zur Schaufel und halfen mit, die zunächst klumpige Erde zu bearbeiten und anschliessend in Säcke zu schaufeln. Jede Gruppe füllte 5 Säcke und trug sie zu einem maroden, trockenen Platz auf dem Gelände der Stiftung. Dort standen bereits die nächsten Werkzeuge bereit, mit denen der feste und trockene Boden aufgelockert werden musste. Wieder half die gesamte Gruppe tatkräftig mit und mischte nach getaner Arbeit die frische Komposterde unter, um so einen fruchtbaren Untergrund zu schaffen. Um den Nutzen der gesamten Arbeit zu zeigen, säten die Jugendlichen als letzte Handlung Zwiebeln in das frische Feld.
Doch damit war der aktive Teil der Führung noch nicht beendet. Jede Gruppe besuchte ausserdem das Recyclingcenter, wo sie eine Einführung in die verschiedenen Materialien bekamen, die von SEMBRES gesammelt und sortiert werden. Um das Gelernte direkt umzusetzen, durften die Jugendlichen aus einem wild gemischten Sack sechs verschiedenen Materialsorten trennen und in bereitgestellte Eimer einfüllen. Bei dieser Aufgabe wurde den Schülern unter anderem bewusst, dass nicht alle Plastikflaschen PET sind und es viele verschiedene Metallsorten gibt, welche es zu unterscheiden gilt.
Anschliessend machte sich die Gruppe an den steilen Aufstieg zurück zum Start der Führung, wo eine leckere und gesunde Zwischenverpflegung auf die Schülerinnen und Schüler wartete. Früchtespiesse und ein aus der Guayusa-Pflanze zubereiteter Tee wurden an alle Schüler verteilt, um einen schönen gemeinsamen Abschluss zu feiern.
Zwischenverpflegung serviert von Ingenieur Sebastián.
Während des gut zweistündigen Besuchs bei der Stiftung Sembrar Esperanza sind die Schülerinnen und Schüler in hautnahen Kontakt mit der Natur und der Tätigkeit der Stiftung gekommen. Wenn sie nur einige der gelernten Sachen zuhause umsetzen, hat dies bereits einen grossen Nutzen für einen bewussteren Umgang mit Quitos Abfall. So verschwinden hoffentlich nach und nach die Gewohnheiten, welche sich z.B. aufgrund der Schilder in den Bussen in den Köpfen der Menschen festgesetzt haben, und eine nachhaltigere Generation wächst heran.